Stimmlage

Wir alle kennen das Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein. Der Wolf ging in den Krämerladen um Kreide zu kaufen, die er dann fraß, um seine Stimme in eine Tonlage zu bringen, die ihm die Natur nicht gegeben hatte. Mit dieser Aktion wollte er täuschen. So, wie die Körperhöhe eines Menschen vorbestimmt ist, oder die Größe der Füße, so ist auch die Stimmlage unveränderlich (Sopran, Alt, Tenor, Bass).

Eine Chorleiterin oder ein Chorleiter, die/der aus Mangel an Stimmen einen Bass zum Tenor, oder gar eine Altstimme als Tenorstimme einsetzt, schickt damit, im übertragenen Sinne, diese Leute zum Krämer und zwingt sie zum Kreidefressen.
Die Größe der Stimmlippen und die Anatomie der Resonanzräume bestimmen die Lage, nicht wir selbst oder ihre Chorleitung.

Nun könnte aber folgendes Argument kommen: „Ich singe im Chor Alt, weil ich die hohen Töne nicht erreiche.“ Das Erreichen von hohen oder tiefen Tönen muss nicht zwangsläufig das Maß für die Stimmlage sein. Ein Sopran, der hohe Töne nicht erreicht, singt schlichtweg mit der falschen Körpereinstellung. Umgangssprachlich mit der falschen Gesangstechnik.

Fressen sie also niemals Kreide, um etwas zu ändern, was sich nicht ändern lässt. Ein Wolf bleibt immer ein Wolf und wird auch mit Kreide im Rachen keine Geiß sein. Die Muskulatur, in die unser Stimmapparat eingebettet ist, wird zu einseitig trainiert. Auf lange Sicht können sie sich die Stimme ruinieren, und nur mit Hilfe von Logopädie wieder in Ordnung bringen.